Entscheidungen treffen wir jeden Tag und die meisten davon blitzschnell. Zum Beispiel wenn wir den Kühlschrank öffnen und uns mit einer Vielzahl von essbaren Dingen auseinandersetzen und dann den Erdbeer-Jogurt wählen. Oder wenn wir nach einer neuen Unterkunft für den Urlaub im Internet suchen und auf den Eintrag klicken, der ein schönes Bild von einer großen Poolanlage vor einem weitläufigen Strand mit blauem Wasser zeigt. Wir selektieren unterbewusst vor, verarbeiten und entscheiden; wir reagieren.

Marketingexperten machen es sich zu nutzen, dass wir unsere Entscheidungen auf Basis von bunten Bildern und geschriebenen Worten treffen. Wenn wir Textmuster erkennen, dann müssen wir sie lesen. Es funktioniert einfach nicht, Text zu ignorieren. Das Gehirn erkennt, dass da Buchstaben stehen und dies in einer Reihenfolge, die unser Gehirn verarbeiten kann. Daher ist es der Job unseres Gehirns, uns diese Informationen unmittelbar bereitzustellen. Das kann man sehr einfach im Selbstversuch ausprobieren: Einfach mal einen geschriebenen Text ignorieren! Augen zu und durch… ansonsten wird’s schwierig 😉

Was beim Lesen eines Textes Auswirkungen auf unser Konsumverhalten hat, wird bei der täglichen Kommunikation und Entscheidungsfindung häufig problematisch. Unser Gehirn erkennt in der für uns sortierten Zusammenstellung von Buchstaben ein erkennbares Muster und gibt uns eine schlüssige Information zurück. Dies kann das Gehirn, weil wir dafür sehr lange trainiert haben. Eine nicht unerhebliche Zeit unseres Lebens haben wir damit verbracht, lesen zu lernen damit andere uns geschriebene Botschaften übermitteln können. Glücklicherweise können wir daher auch anderen schriftliche Botschaften übergeben. In unserer Entwicklung haben wir uns aber nicht nur das Lesen beigebracht. Auch andere persönlichere Muster haben wir uns angeeignet. Daher lesen wir dieselben Buchstaben immer gleich. Wir reagieren aber auch in vielen anderen Lebenssituationen immer gleich.

Evolutionsbedingt haben wir gelernt, dass es sich vor allem drei Verhaltensmuster bewährt haben. Wenn wir einem Problem gegenüberstehen, hilft eine von drei Lösungsalternativen: Angriff, Verteidigung oder Totstellen. Letzteres funktioniert eben leider nicht so ganz, wenn einem der Chef auf dem Flur einen neuen Arbeitsauftrag gibt. (Auch die eigene Ehefrau erkennt übrigens mit einem Blick, dass wir noch atmen!) Unsere antrainierten Verhaltensmuster sorgen dafür, dass wir in der einen Situation völlig ruhig bleiben können und in der anderen wie ein HB-Männchen in die Luft gehen. Hier täten wir gut daran zu erkennen, was dies auslöst.

Es ist oftmals hilfreich aus einer unbewussten Reaktion, einem Affekt, eine bewusste Entscheidung zu machen. In der Regel haben wir dafür auch genug Zeit. Wir nutzen sie nur nicht. Es zwingt uns keiner dazu, bei einem unklaren Sachverhalt einen Auftrag anzunehmen. Es zwingt uns keiner, unüberlegt in einer Besprechung los zu poltern. Und es zwingt uns keiner, schriftlich auf einen Brief eine SMS oder eine E-Mail zu reagieren, ohne über die Antwort nachzudenken. Insbesondere bei ärgerlichen und kritischen Aspekten ist es sinnvoller, sich die alte Soldaten Regel zunutze zu machen und erst mal eine Nacht darüber zu schlafen. Am nächsten Morgen kann man immer noch entscheiden, ob man seinem Ärger freien Lauf lässt oder durch Nachfragen den Streit konstruktiv deeskaliert. Da man Sachverhalte nach einer Nacht auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann, ist auch ein anderes Verständnis für die Situation möglich.

Mein Tipp: zuhören! Dem Gegenüber und dann sich selbst. Kennt jeder – weiß jeder – machen wir aber in der Regel nicht. Entscheidungen bewusst treffen kann man üben! Also: diese Woche mal nutzen, um Informationen zu hören, durchzuatmen und auch mal mit nichts sagen. Überlegen. Konsequenzen checken. Bewusst reagieren. Erspart Ärger und verringert Stress!