Mal etwas Persönliches!

Ich bin ich einer Einladung des Malteser Ordens und der Sparkasse Krefeld gefolgt. Ich wurde zu einem Vortrag von Pfarrer Markus Pottbäcker eingeladen. Pottbäcker sprach über Nähe aus theologischer Sicht. Der Hintergrund: Beide Organisationen, die Sparkasse und die Malteser, sprechen in Ihren Botschaften über Nähe. Ich war dort im Namen der Bürgerstiftung Krefeld, für die ich mich ehrenamtlich engagiere.

Vorweg: Wenn es mehr von Rednern wie Pottbäcker in der Küche gäbe, würden mehr Leute hören wollen, was der Pastor auf der Kanzel zu sagen hat. Pottbäcker hält einen sehr anregenden und umüsanten Vortrag über Nähe und Distanz. Er nimmt zum Beispiel seine Liebe zum Fußballverein FC Schalke 04, der Teil seiner Gemeinde ist. Hier ist es nicht nur die geographische Nähe, sondern auch ansonsten sei er dem Verein ganz nah. Vor allem, wenn er samstags im Stadion in der Kurve steht. Echte Nähe! Doch er geht weiter: wie nah ist ein Arzt, der auf dem Krankenbett des Patienten sitzt, die Hand des Patienten hält und ihm dann sagt, dass er schwer erkrankt sei. Hier ist zwar die körperliche Nähe ein Versuch der Beruhigung, aber die Angst vor Schmerz und Tod führt zu Distanz.

Ich habe mir in der letzten Woche viel Gedanken über den Vortrag von Pfarrer Pottbäcker gemacht. Wem will ich nah sein und zu wem lebe ich eine Distanz. Wem wäre ich gerne näher und zu wem würde ich gerne mehr Distanz aufbauen. Unter diesen Aspekten habe ich auch die Nachrichten erlebt.

Nun bin ich jemand der ganz froh ist, dass sich andere Leute darum kümmern, dass wir alle in einer schönen Gemeinschaft leben können. Die meisten meiner Mitmenschen und auch die Leser dieses Textes hier befinden sich in einer sehr komfortablen Situation, indem wir alle vier bis fünf Jahre – je nach Wahl und Aufgabe – einen Stellvertreter wählen, der unsere politischen Interessen vertritt. Meine liberalkonservative Einstellung verheimlichte ich nicht. Krefeld hat aktuell einen Sozialdemokraten an der Spitze, der sicher aufgrund seiner Uerdinger Herkunft einen soliden Job machen wird. Ich drücke ihm dazu in jeden Fall alle Daumen. Auch im eigenen Interesse!

Begrüßen würde ich es aber, wenn es bei Themen, mit der sich keine Partei schmücken sollte, sondern Themen, die mit Nächstenliebe, Toleranz und gesundem Menschenverstand bearbeitet werden müssen, eine überparteiliche Linie gäbe. Die AFD hat ca. 20% der Stimmen für den Landtag in Mecklenburg-Vorpommern geholt. Nun bin ich auf das Wahlergebnis in Berlin gespannt. Vor diesem Hintergrund streiten nun die Parteien darüber, wer denn nun wie viel Asylanträge bearbeiten soll. Und von der Rettung des Abendlandes ist die Rede. Hier in Krefeld streiten die großen Parteien darüber, ob es einen Integrationspreis geben muss. Wie bizarr!

Wenn es die Fraktionsspitzen nicht schaffen, Menschenwürde zu transportieren und mit Nächstenliebe zu argumentieren, dann können und dürfen sie sich nicht und wir auch nicht – wundern, wenn Leute braune Parolen an öffentlichen Plätzen verkünden! Widerlich demokratisch!

Zurück auf Anfang: Lieber Pfarrer Pottbäcker, ich habe viel über Nähe und Distanz gelernt. So nebenbei. Im Alltag. Im Leben. Danke!

Zum Schluss ruf ich dem Krefelder Bürgermeister noch schnell zu: „Integrationspreis? Mensch Meyer, machen!“