Auf der Suche nach neuen Ideen spreche ich viel mit anderen Unternehmern, Selbständigen und Geschäftsführern. Ich interessiere mich für das Herangehen anderer Firmen und finde so immer neuen Ansätze. Dies kommt mir als Berater und Coach sehr zugute. Die vielen verschiedenen Sichtweisen helfen mir, Sachverhalte besser einschätzen und verstehen zu können.

Ich möchte an dieser Stelle tolle Konzepte und gelungene Projekte aber vor allem auch die Unternehmen und die dahinter stehenden erfolgreichen Persönlichkeiten vorstellen. Mein erster Gesprächspartner ist Ingo Reese, Geschäftsführer der EPOTechnik Schaltgeräte GmbH, Willich.


Jochen Rausch: Ingo, wir kennen uns jetzt schon einige Jahre. Ich schlage vor, dass wir auch für dieses Format beim „Du“ bleiben, um uns hier nicht künstlich zu verstellen. Ich freue mich, dass du dich bereit erklärt hast, der Erste in dieser Reihe zu sein, dessen Unternehmen ich vorstellen darf. Schon mal vielen Dank!

Vielleicht beschreibst du einmal kurz was ihr genau macht.

Ingo Reese: Einfach gesagt: Wir bauen Niederspannungs-Schaltgeräte, sogenannte Sicherungslasttrenner. Unsere Geräte sind einzeln gefertigt und dafür ausgelegt sehr hohen Belastungen, wie Schmutz oder Hitze standzuhalten. Unsere Kunden sind vor allem große Industrieunternehmen.

Jochen Rausch: Was hebt euch bzw. eure Produkte von denen der Konkurrenz ab?

Ingo Reese: Unsere Geräte sind aus hochbelastbaren Material. Die Fertigung erfolgt komplett bei uns in Willich und nach vorheriger Beauftragung. Wir produzieren keine Massenware von der Stange. Im Gegensatz zu den Sicherungslasttrennern auf Kunststoffbasis sind unsere Produkte viel haltbarer. Es gibt Geräte von uns, die seit über 30 Jahren solide funktionieren.

Jochen Rausch: Ich verstehe! Ihr setzt auf Qualität anstatt auf Quantität. Man könnte euch auch „Sicherungsmanufaktur“ nennen.

Mit meiner damaligen Softwarefirma habe ich mit der Herstellung von Risikomanagementsoftware auch einen Nischenmarkt belegt und ausschließlich große Firmen betreut. Ich hab es erlebt, dass ein neuer Kopf in der Führungsspitze eines Kunden neue Entscheidungen mit sich bringen kann und plötzlich dein Produkt nicht mehr benötigt wird. Das birgt hohe Risiken mit sich. Wie stellt ihr euch diesbezüglich auf?

Ingo Reese: Ja, das Risiko ist mir bewusst! Es ist auch immer wieder Thema. Unsere Geräte sind in vielen Bereichen viel leistungsfähiger als die Kunststoffversionen der Konkurrenz. Wir sprechen viel mit unseren Kunden und erfragen den Bedarf. So sind wir nah dran und der Kunde ist nah am Produktionsprozess.

Jochen Rausch: Nun hat sich in den letzten drei Jahren viel bei euch getan. Herr Grundmann, der Firmengründer, ist im Februar 2015 verstorben und nun sind die Anteile an die Erbengemeinschaft, seine Frau und die Kinder, übergegangen.

Wie ist aus deiner Sicht die heutige Situation für dich als Geschäftsführer?

Ingo Reese: Herr Grundmann hat mir nach meiner bestandenen Meisterprüfung vor zehn Jahren die Möglichkeit gegeben, den Geschäftsführungsposten bei der EPOTECHNIK zu übernehmen. Damals war er noch mitten im Geschäft. Er hat mir letztendlich alles gezeigt, was ich sowohl für den Produktionsprozess als auch in der Unternehmensführung wissen musste. Immer mehr hat er sich aus dem produktiven Bereich zurückgezogen. Er hat mich früh gefördert aber auch gefordert. Er hat mich zum Beispiel immer wieder gefragt wie ich agieren würde und hat dann Vorgehensweisen mit mir abgestimmt. Letztendlich habe ich dann auch schon zu Lebzeiten von Herrn Grundmann das Unternehmen selbstständig geführt.

Jochen Rausch: Und wie ist es heute?

Ingo Reese: Die Erbengemeinschaft ist heute alleiniger Gesellschafter der EPOTECHNIK. Die Erbengemeinschaft wird vor allem durch die Tochter von Herrn Grundmann, Frau Ilka Grundmann, vertreten. Ich bin froh, dass sich Ilka nun auch aktiv in die Firma einbringt. Insbesondere im administrativen Bereich können wir uns so aufeinander verlassen und ergänzen.

Jochen Rausch: Heißt das, dass ihr jetzt mit zwei Geschäftsführern agiert?

Ingo Reese: Nein, die Geschäftsführung liegt in meinen Händen. Aber Frau Grundmann kennt nun die kompletten Prozesse und kann mich daher auch vertreten, wenn es um Anfragen, Angebote und Rechnungen geht. Unsere Sekretariatskraft hat uns vor einem Jahr altersbedingt verlassen. Daher ist die Zusammenarbeit wirklich eine große Hilfe.

Jochen Rausch: Ich denke gerade so an das große Thema „Unternehmensnachfolge“. Wenn ich dir so zuhöre, habe ich das Gefühl, dass Herr Grundmann früh den richtigen Weg eingeschlagen hat und dieser auch absolut erfolgreich war. Wie denkst du darüber?

Ingo Reese: Auf jeden Fall! Herr Grundmann hat mir alles gezeigt und ich bin in der Lage das Unternehmen heute in seinem Sinne weiterzuführen. Er hat mir über die Jahre hinweg vollstes Vertrauen geschenkt und mir immer mehr Freiheiten und Entscheidungskompetenz übertragen. Heute kann sich die Erbengemeinschaft voll auf mich verlassen. Herr Grundmann hat damals schon weit vorausgeschaut und ich weiß, dass er sich das so auch gewünscht hat.

Jochen Rausch: Seid ihr bei diesem Übergabeprozess durch einen externen Berater begleitet worden?

Ingo Reese: Nein.

Jochen Rausch: Bei „Beratung“ denkt man oft direkt an „Steuerberatung“. Das ist das Thema was alle selbstständigen sofort im Blick haben. Ohne sie geht es ja auch kaum. Habt ihr außerhalb der klassischen Steuerberatung schon einmal Coachingleistungen oder Beratungsleistungen eingekauft?

Ingo Reese: Ja, haben wir. Wir haben uns für das Aufsetzen unseres Qualitätsmanagements einen Berater ins Haus geholt.

Jochen Rausch: Habt ihr für diese Beratungsfördermittel beantragt?

Ingo Reese: Ja, das Bundesamt für Wirtschaft, kurz BAFA, hat Teile des Beraterhonorars übernommen.

Jochen Rausch: Vielen ist gar nicht bekannt, welche Fördermöglichkeiten es gibt. Ich selbst lasse mich gerade bei der BAFA als Berater akkreditieren. Aber es gibt auch andere Fördermöglichkeiten, die weitestgehend unbekannt sind. Wusstest du zum Beispiel, dass für Firmen wie der EPOTECHNIK im Rahmen einer Initiative des Bundesministeriums für Arbeit 80% des Beraterhonorars erstattet werden?

Ingo Reese: Ja, weil ich auf deiner Internetseite war. Ansonsten wohl eher nicht. Aber vielleicht hätte ich mich auch erkundigt, wenn wir Beratung gebraucht hätten.

Jochen Rausch: Das höre ich gerne. Das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch zielt auf Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten ab und orientiert sich insbesondere an den Themen Führung und Zusammenarbeit sowie Kompetenzaufbau und Wissensvermittlung. Wenn ich dich richtig verstanden habe, habt ihr für diese Themen derzeit keinen Bedarf.

Was tust du konkret, um die Stimmung in der Mannschaft aufrecht zu erhalten? Wie gehst du mit Führung und Motivation um?

Ingo Reese: Nun, wir sind eine kleine Truppe. Und ich halte es daher für enorm wichtig, dass ich eng mit den Leuten zusammenarbeite. Wenn ich zum Beispiel ein Kundengespräch hatte, informiere ich die anderen Kollegen darüber. Kommunikation ist wichtig.

Da es bei uns auf Präzision ankommt und der Kunde ein 1A Produkt bei uns einkaufen möchte, muss ich auf höchste Qualität achten. Kommt es einmal vor, dass ich nicht zufrieden bin, dann äußere ich die Kritik und versuche aber in jedem Fall zu zeigen was ich erwarte.

Jochen Rausch: Was macht ihr im sozialen Bereich?

Ingo Reese: Da sind wir häufig relativ spontan! Bei gutem Wetter wird freitags einfach mal der Grill rausgeholt. Das ist dann immer ein schöner Wochenabschluss. Ansonsten ist die Stimmung bei uns aber auch so schon gut.

Jochen Rausch: Zu guter Letzt würde ich gerne wissen, was du dir für die Firma in Zukunft wünscht.

Ingo Reese: Ich habe einige Ideen, und werde diese mit den Gesellschaftern besprechen. Das wichtigste Anliegen ist mir, dass wir weiterhin die Qualität für unsere Kunden liefern können und wir weiterhin auf diesem Niveau produzieren können.

Jochen Rausch: Und privat?

Ingo Reese: Eine Halbmarathonzeit unter 2 Stunden.


STECKBRIEF:
Name: Ingo Reese
Firma:
EPOTECHNIK Schaltgeräte GmbH
E-Mail: www.epotechnik.de
Adresse: Daimlerstr. 15 – 47877 Willich
Geburtsdatum: 17. August 1975
Wohnort: Krefeld

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