Business Coach, Coach oder Berater

Die Abgrenzung zwischen Coach und Berater ist vielen nicht klar. So ganz einfach ist die Abgrenzung auch nicht. „Gehe ich lieber zu einem Business Coach oder zu einem Berater?“, ist vielfach die Frage, wenn es darum geht, bestehende Hürden zu meistern. Um es zuerst noch komplizierter zu machen: auch Coaching ist Beratung.

Zuerst einmal sind die Berufsbezeichnungen Coach und Berater nicht geschützt. Es kann sich also jeder Berater, Coach, Business Coach, Life Coach, Online Coach oder sonst wie nennen. Selbst der Begriff Therapeut ist nicht geschützt. Nur die Abgrenzung zum Psychotherapeuten ist klar. Hier greift das Psychotherapeutengesetz und bei Nichtbeachtung auch das Strafgesetzbuch. Alle anderen Bezeichnungen können somit vogelfrei verwendet werden. Dies nicht zum Vorteil des Ratsuchenden.

Lässt man also die Therapie außen vor, muss man sich die einzelnen Beratungsformen genauer ansehen, um den für sich besten Sparringspartner zu finden. Wer nach einer Definition für Beratung sucht, wird fündig. Leider an vielen Stellen und nicht einheitlich. Ich teile die Herangehensweise von Edgar Schein. Der unterscheidet im Standardwerk „Prozessberatung“ erstmal zwei grundsätzliche Arten von Beratungsformaten, die Experten- und die Prozessberatung (vgl. Schein, 2010, 25ff).

Expertenberatung

Expertenberatung (oder Fachberatung) wird auch als inhaltsorientierte Beratung definiert. Durch zielgerichtete Interventionen, zielgerichtetes Handeln und Zuführung von Informationen sollen Probleme gelöst werden. „Expertenberatung ist dadurch gekennzeichnet, dass der Berater auf der Basis seines Wissens oder seiner Erfahrung Vorschläge, Anregungen, Hinweise gibt.“ (König/Vollmer, 2008, S. 57) Laut Schein funktioniert Expertenberatung jedoch nur unter der wichtigen Voraussetzung, dass der Ratsuchende seine Bedürfnisse a) genau kennt, b) diese auch dem Berater vermitteln kann und c) der Berater dieses Bedürfnis auch befriedigen kann. (vgl. Schein, 2010, S.26). Nicht unerheblich dabei ist, ob die vom Berater vorgeschlagenen Lösungen auch auf den Klienten passen. Expertenberatung fußt alleine auf dem Wissen und der Erfahrung des Beraters. Der Berater wird vor allem gut funktionierende Konzepte und Handlungsweisen weitergeben. Die Wiederholung funktionierender Konzepte ist jedoch kein Garant dafür und den daraus erzielbaren Erfolg für den Klienten.

Prozessberatung

Hier setzt die Prozessberatung an. Ziel der Beratung ist es in erster Linie, den Prozess zu gestalten und nicht die Lösungen einzubringen. Prozessberatung unterstützt den Klienten, das Problem selbst zu lösen, in dem eigene Lösungen entwickelt werden. (König/Vollmer, 2008, S. 57) Prozessberatung zielt vor allem darauf ab, dem Kunden bei der Diagnose des Problems behilflich zu sein und ihn gemäß der Diagnose bei der Erarbeitung von passenden Handlungsoptionen zu unterstützen. „Aus Sicht der Prozessberatung darf der Berater dem Klienten nicht das Problem abnehmen, sondern er muss sich darüber klar sein, dass dieses Problem ausschließlich das des Klienten ist und niemand sonst die Verantwortung dafür übernehmen kann. Der Berater kann nur die Hilfestellung geben, die der Klient braucht, um dieses Problem selbst zu lösen.“ (Schein, 2010, S. 28). Ich verstehe Coaching ausschließlich als Prozessberatung.

Und jetzt? Coach oder Berater?

Mir geht es nicht darum, die beste Beratungsart zu proklamieren. Wenn ich davon ausgehe, dass die am Markt existierenden Berater von ihren – wie auch immer ausgestalteten – Formaten leben können, scheinen alle ihre Zielgruppe zu finden. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Viele Berater agieren ausschließlich auf der Grundlage von Methoden. „Tue dies und du bekommst das.“ Andere Berater berichten von ihrem eigenen Scheitern, erzählen dann von ihrem Weg aus der Misere und projizieren den von ihnen eingeschlagenen Lösungsweg auf alle. Kann man machen – ich aber nicht.

Mein Weg: Komplementärberatung

Sowohl Fachberatung als auch Prozessberatung haben ein Ziel: Probleme zu lösen, die Innovationsfähigkeit zu steigern und die eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Die Komplementärberatung vereint beide Disziplinen. Meine Beratungsprozesse starten immer als Prozessberatung. Hierbei geht es darum, das Problem und die für den Kunden adäquaten Lösungsansätze zu erarbeiten. Kann ich dann aufgrund meiner unternehmerischen, berufsbezogenen und Lebenserfahrungen zur Lösung beitragen und der Ratsuchende dies will, bringe ich mich auch inhaltlich ein. Der Kern meiner Beratungen ist jedoch die Begleitung des Prozesses. „Am Schluss von Expertenberatung steht somit immer die Frage: Können Sie mit dem Vorschlag etwas anfangen? […] Gibt es aus Ihrer Sicht noch Punkte, die wir hier beachten müssen? Das heißt, an Expertenberatung schließt sich grundsätzlich immer Prozessberatung an.“ (König/Vollmer, 2008, S. 59) Wie oben bereits erwähnt, gehört das Problem immer dem Kunden, d. h. der Kunde entscheidet darüber, was für ihn passt und was für ihn ein Lösungsweg darstellen könnte.

Was also passt, entscheidet der Kunde. Wer sich unsicher ist, sollte den Informationen zur Beraterauswahl vom Wirtschaftsministerium folgen. Da steht zum Beispiel „… ist das Konzept aus „der Schublade“? Seien Sie sehr kritisch…“

Und das Wichtigste: Kennenlernen!

Mich lernen Sie kennen unter: 02151 9493318
oder schreiben Sie mir an: kontakt@jochen-rausch.com

Herzliche Grüße

Jochen Rausch
www.jochen-rausch.com

Literatur:
König, E.; Volmer G.: Handbuch Systemische Organisationsberatung, Beltz, Weinheim, 2008
Schein, Edgar. H.: Prozessberatung für die Organisation der Zukunft, 3. Auflage, EHP, Verlag Andreas Kohlhage, Bergisch-Gladbach, 2010