Meine Coaching Kundin berichtet, dass immer wieder sie Aufgaben bekommt, die keiner haben will. Auch spricht der Chef meistens mit ihr, als ob ein kleines Kind vor ihm sitzt. Angeschnautzt werde immer nur sie. Sie klagt: „Immer ich!“ So geht es vielen, die im Unternehmen „anders“ behandelt werden – negativ anders.

Wir sitzen uns bequem in Sesseln gegenüber, den Blick nach draußen gerichtet. Dann sage ich meiner Kundin bestimmend:Machen Sie mal das Fenster zu!“ Sie steht auf, macht das Fenster zu, setzt sich wieder hin und schaut mich erwartungsvoll an. Ich frage sie, warum sie gerade ohne zu zögern aufgestanden sei und das Fenster zugemacht hat? Ohne ein Bitte oder ein Danke? Immerhin sei sie die Kundin – also die Königin. Sie wendet den Blick von mir, senkt den Kopf und sagt: „Ich glaube, ich weiß, was sie meinen.“

Wenn wir uns im Tierreich umsehen, dann erkennen wir schnell, dass nicht Worte ausschlaggebend sind, sondern die Haltung! Ein Raubtier merkt sofort, wenn ein anderes Tier krank ist. Ein leichtes Opfer! Auch wir Menschen müssen nicht sprechen, um zu kommunizieren oder um unsere Haltung zu transportieren. Es läuft alles unterbewusst und nonverbal. Auf der Sender und auf der Empfänger-Ebene. Ein dominanter Charakter (Empfänger) merkt schnell, wen er vor sich hat (Sender) und nutzt dies zu seinem Vorteil aus.

Wenn uns als Kind eingetrichtert worden ist, dass die Befehle von Papa gesetzesgleich sofort und ohne Murren umzusetzen sind, werden wir als Erwachsene neu erlernen müssen, übertragene Aufgaben zu bewerten und zu hinterfragen. Wenn wir nie gelernt haben, uns zu behaupten und hinter dem familiären Patriarchen zurückstehen mussten oder dieser uns aus eigenen narzisstischen Gründen sogar klein gemacht hat, dürfen wir uns nicht wundern, wenn es uns als erwachsener Mensch an Selbstbewusstsein fehlt.

Im Coachingprozess meiner Kundin haben wir daher zuerst am Selbstbewusstsein gearbeitet. Denn im wahrsten Sinne des Wortes muss man sich erst seiner selbst bewusst werden. Es ist vonnöten, sein eigenes Handeln zu reflektieren und zu verstehen. Erst dann, wenn man sich die Situationen, die einem Bauchschmerzen bereiten, nochmals vor Augen hält, kann man diese bewerten und entscheiden: „Daran will ich etwas ändern!“

Im zweiten Schritt haben wir uns um das Selbstwertgefühl gekümmert. Wenn wir Achtung und Wertschätzung entgegengebracht bekommen wollen, müssen wir damit anfangen, uns selbst Wert zu schätzen. Wir dürfen eben nicht herumlaufen wie ein einsames Rehkitz auf der Lichtung, umgeben von Wölfen oder wie ein lahmes Zebra in der Savanne.

Kopf hoch! Brust raus! Schulter nach hinten!

Strahlen Sie aus, dass Sie auf Augenhöhe sind. Immer!

Wie?

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