Der alte Grundsatz zur guten Mitarbeiterführung – Führe so, wie du selbst geführt werden möchtest“ – ist schon mal eine gute Basis, um als Chef nicht wie ein Schmiedehammer auf den Ambos zu schlagen. Denn häufig sind diejenigen, mit denen man spricht, nicht so undurchdringlich, wie geschmiedetes Eisen. Der Grundsatz seine Mitarbeiter so zu führen wie sich selbst, hat den Vorteil, dass – eine gewisse Kinderstube vorausgesetzt – dem Gegenüber wichtige Wertschätzung entgegengebracht wird. Andere wie sich selbst führen bürgt jedoch auch die Gefahr, dass der Gegenüber nicht so tickt, wie man selbst und man ihn nicht erreicht.

Schaut man sich den morgendlichen Ablauf in einer Kindertagesstätte an, so wird man sehen, dass die Erzieher sehr individuell auf die kleinen Racker eingehen müssen, um einen gewisses Maß an Ordnung und Stabilität zu gewährleisten. Dem einen Kind müssen klare Ansagen gemacht werden, damit es sich in die Gruppe integrieren kann. Das andere Kind fällt kaum auf und integriert sich von alleine. Dem einen kleinen Pupser müssen Sie überhaupt keinen Auftrag geben, damit er Aufgaben erledigt. Dem anderen Vorschüler muss behutsam Schritt für Schritt gezeigt werden, wie er Dinge zu erledigen hat. Die Reaktionen der Kinder sind ebenfalls völlig verschieden und noch ziemlich ungefiltert. Gibt es einmal Ärger, fängt das eine Kind an zu weinen und das andere lässt Kritik trotzig an sich abprallen.

Diese kindlichen Verhaltensmuster werden sich im Laufe des Lebens abrunden. Die eigene Persönlichkeit entsteht. Erwachsene kommen aufgrund ihrer Erfahrungen im Alltags- und Berufsleben in der Regel gut zurecht. Wir wissen, wie man sich in ein Team integriert, wie wir miteinander kommunizieren können und wir haben gelernt, andere Meinungen anzuhören und im Idealfall auch zu tolerieren. Alle diese Fähigkeiten können wir bewusst einsetzen. Nur was ist, wenn uns das Unterbewusstsein in die Quere kommt?

Als Führungskraft müssen wir uns täglich auf die Persönlichkeit anderer einstellen. Auch im Erwachsenenalter will der eine Mitarbeiter eher detaillierte Aufgabenpakete erhalten, während ein anderer Mitarbeiter viel Freiraum und Gestaltungsmöglichkeiten benötigt. Ein „Danke“ ist für den einen Mitarbeiter schon Lob genug, während ein anderer eine Extraportion Anerkennung benötigt. Der eine Mitarbeiter sieht Kritik als Ansporn zur Verbesserung. Andere wiederum sehen Kritik als persönliche Beleidigung und reagieren trotzig oder fangen an zu weinen, obwohl sie es gar nicht wollen. Insbesondere unter Stress laufen unterbewusste Mechanismen ab, die auf frühkindlichen Erfahrungen basieren. Die Psychologie spricht hier von einer Reinzinierung.

Für Führungskräfte ist es eine besondere Herausforderung, sich auf viele verschiedene Persönlichkeiten einzustellen. Das wichtigste aber ist, sich seiner eigenen Handlungsweisen bewusst zu sein. Führungskräfte müssen merken, wenn etwas in ihnen passiert, wenn Sie ein Gefühl in der Magengegend verspüren, wenn sich das Unterbewusstsein ankündigt. Denn auf eine trotzige Reaktion eines Mitarbeiters noch trotziger und wütend zu reagieren, würde allenfalls in einer lautstarken Auseinandersetzung enden.

Werden sie sich als Führungskraft ihrer „Besonderheiten“ bewusst. Nehmen Sie sich wahr! Nehmen Sie ihre Mitarbeiter wahr. Nehmen Sie wahr, wie Ihre Mitarbeiter geführt werden wollen. Jeder einzelne. Schwierig? Stimmt! Dann mal los! Gutes Gelingen!