Im Coaching kommen die unterschiedlichsten Charakteren zu mir. Zwar verbindet sie alle, dass sie (bereits mehr oder weniger lang) etwas mit sich herum tragen, dass sie ändern oder abstellen wollen.Mit welchen Erwartungen die Menschen zum Coaching kommen, ist jedoch sehr unterschiedlich: Die einen erwarten nach der ersten Sitzung – quasi schon im Kennenlernen – Hinweise und konkrete Handlungsempfehlungen von mir, damit sie ihr Thema angehen können. Die anderen kommen wiederum eher ohne recht zu wissen, was sie denn nun erwarten; in der Hoffnung, dass sich irgendwann an ihrer Situation schon etwas verbessern wird. Natürlich gibt es auch die wenigen, die eine genaue Vorstellung von Coaching haben und vielleicht sogar schon ein paar Coachingsitzungen besucht haben. Diejenigen überraschen mich dann, wenn sie nach konkreten Coaching Tools fragen.

In den letzten Jahren habe ich mir natürlich mein eigenes Coachingrepertoire angeeignet. Ich nenne es jetzt mal die systemisch psychodynamische Herangehensweise. Viele Cochees, wie der Klient oder auch der Kunde genannt wird, kommen mit einem aktuellen Anliegen. Mit einem Konflikt mit sich, mit Angestellten oder Kollegen; mit einer Situation, aus der sie nicht alleine heraus kommen.

In der Regel ist dies auf eine fehlende Kommunikationskompetenz zurückzuführen.
Super Wort! Kommunikationskompetenz!
Noch besser, weil man sie ja nicht hat: Kommunikationsinkompetenz!
(Wenn jemand gerade ein besseres Wort hat, dann immer her damit.)

Was ich meine: Meine Kunden sind erfolgreiche Unternehmer und Führungskräfte. Selbständige oder Angestellte. Allesamt super im Job! Alle haben ihren Weg gemacht. Aber auch für diejenigen, die ansonsten geradeaus ihren Weg gehen, diejenigen, die gute Verhandler sind, geschätzte Führungskräfte und tolle Kollegen, gibt es Punkte, an denen sie ins Stocken geraten. Wie ein kleines Steinchen im Schuh. Das Steinchen drückt und der verflixte Knoten des Schnürsenkels geht nicht auf. Jetzt hilft Coaching!

Es helfen in der Regel bereits kurze sogenannte Interventionen, um das Thema greifbarer zu machen und für einen selbst übersichtlicher zu gestalten. Man möchte Ordnung bekommen und das Thema für sich einschätzen können. Das kann schon mit ein paar Perspektivwechseln ganz gut funktionieren, z. B. sich zu erinnern, wie man früher die Knoten gelöst hat, wenn Steinchen im Schuh drückten, um im Bild zu bleiben.

Doch wie verhält es sich mit den Knoten, die sich immer wieder bilden?

Steinchen hat man immer wieder im Schuh! Irgendwie kommen die da rein, ohne dass man eine gescheite Erklärung dafür hat. War man doch nur auf Asphalt unterwegs. Gerade Straße, kein Schotterweg. Schon als Kind haben wir bemerkt, dass auch ganz viele kleine Steine im Schuh uns nichts wirklich anhaben können. Mama kam, hat uns die Schuhe ausgezogen, Sand raus, Schuhe wieder an und fertig. Und jetzt? Jetzt haben wir nur einen Stein im Schuh und kriegen den nicht raus. Komisch!

Im Coaching wird deutlich, dass die Steinchen häufig auf dem selben Weg in den Schuh gelangen. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn wir verinnerlicht hätten, wie wir den Knoten am Schuh lösen können, um das Steinchen zu entfernen. Genau da gilt es jetzt etwas genauer zu schauen! Wir müssen uns darauf einlassen, wie Probleme in der Regel entstehen bzw. entstanden sind und nach welchen Mustern sie bewältigt wurden. Man darf sich dabei nicht davor scheuen, alle Aspekte aus dem Berufsleben, der Ausbildung oder dem Studium, der Schulzeit und aber auch der Familiengeschichte zu betrachten. Die Erkenntnis, dass verschiedene Situationen zu immergleichen Handlungsweisen führen, kann sehr befreiend sein.

Was bedeutet das für den Coaching Prozess?

Natürlich steht die aktuelle Problematik im Vordergrund und dafür muss eine Handlungsoption erarbeitet werden, um dem Kunden schnell aus seinem Dilemma zu helfen. Dann ist es aber wichtig, die Muster zu hinterfragen und zu erkennen. Eine Art Prophylaxe für zukünftige Situationen zu erarbeiten. Konkret bedeutet das, dass ich merken muss, wenn ich in eine Situation gerate, in der ich mich unbehaglich fühle, z.B. während einer Diskussion lässt man mich nicht ausreden, ein Kritikgespräch mit einem älteren Mitarbeiter steht an, ein Konflikt unter Mitarbeitern muss geklärt werden usw. Durch das Wissen um meine eigenen Ängste, Affekte und Handlungsweisen, kann ich mich selbst besser kontrollieren und solche Situationen professionell meistern

Um nun zur Methodenerklärung: Sich damit auseinander zu setzen, wie ich in meinem Umfeld kommuniziere, wie mein Umfeld kommuniziert, wie mein Umfeld reagiert, wenn ich agiere also wie das soziale System funktioniert bezeichnet man als „systemische“ Betrachtung. Ich kann also unter verschiedenen Blickwinkeln auf das System schauen. Diese Betrachtungsweise ermöglicht es mir, das System bewusst zu verstehen und entsprechend bewusst zu handeln, um Lösungen herbei zu führen. Aber reicht das? In der Regel nicht! Es kostet mich enorme Anstrengung mich auf eine Veränderung zu konzentrieren, die ich im Kern nicht verstehe. Hier kommen die psychodynamischen Aspekte zum Tragen. Verstehe ich, warum ich selbst agiere, wie ich agiere, können unbewusste Affekte und unbewusste Handlungsweisen erkannt und bewusst und damit geändert aber auch akzeptiert werden. Eine nachhaltige Veränderung ist leichter möglich. Eine Coaching Methode alleine ist schon effektiv. Die systemischen Methoden mit der psychodynamischen Tiefe zu ergänzen ist unschlagbar! Das ist meine Methode! Die OBECS – Methode!